Fachkräftegewinnung und -sicherung in Thüringen

3. Regionalkonferenz der SADW im Jahr 2024 – "Technologie, Transformation, Toleranz, Talente"

24. April 2024, 13:30 - 18:00 Uhr, Volkshaus Jena (Carl-Zeiß-Platz 15, 07743 Jena)

Staatssekretär Torsten Weil warb bei der 3. Regionalkonferenz im demografischen Themenjahr um die Mitwirkung aller Thüringer:innen, um gemeinsam das Zukunftsthema Fachkräftesicherung anzugehen und die Bemühungen zur Gewinnung und Integration von internationalen Fachkräften zu verstärken – nur so kann der Wirtschaftsstandort Thüringen auf lange Sicht gesichert werden.

„Gute Lebensbedingungen und die Fachkräftesicherung hängen direkt miteinander zusammen. Wohnortnahe Daseinsvorsorge, Gesundheitseinrichtungen, öffentliche Infrastrukturen und Kulturhäuser in ganz Thüringen brauchen Fachkräfte. Gleichzeitig gibt es bereits heute einen branchenübergreifenden Mangel an Arbeitskräften. Wirtschaft und Politik müssen gemeinschaftlich die Aufgabe anpacken, Fachkräfte im Freistaat auszubilden, sie anzuwerben und vor allem sie zu überzeugen, dauerhaft zu bleiben. Denn nur, wo es ausreichend Fachkräfte gibt, werden sich Unternehmen langfristig ansiedeln.“, betonte Weil.

„Deswegen ist es ebenfalls unabdingbar, unsere Bemühungen zur Integration von internationalen Fachkräften zu verstärken, indem wir Hürden für ausländische Personen am Arbeitsmarkt und in der Aus- und Weiterbildung abbauen.“, so der Staatssekretär weiter.

Hintergrund: Die demografische Entwicklung im Freistaat Thüringen wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2042 um knapp 165.000 Personen abnehmen wird. Durch den Renteneintritt geburtenstarker Jahrgänge („Baby-Boomer“) entsteht dabei ein sehr hoher Ersatzbedarf. Fehlendes Personal zur Aufrechterhaltung vorhandener Infrastruktur sowie von Sozial- und Versorgungssystemen stellt insbesondere im ländlichen Raum eine große Herausforderung dar.

Nachdem Herr Dr. Olaf Zucht, Leiter der SADW, die Teilnehmenden zur nunmehr 3. Regionalkonferenz im demografischen Themenjahr – hier mit dem Schwerpunktthema „Technologie, Transformation, Toleranz, Talente“ – begrüßt hatte, übernahm Frau Blanka Weber die Moderation der Veranstaltung. In seinem Grußwort betonte Herr Staatssekretär Torsten Weil, dass der Fachkräftegewinnung und -sicherung in Thüringen in den nächsten Jahren höchste Priorität zukommen muss – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass bis 2042 fast jeder dritte Einwohner Thüringens 65 Jahre und älter sein wird, während gleichzeitig die Zahl junger Menschen abnimmt. Um flächendeckend attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen, muss Thüringen als Wirtschafts- und Ausbildungsstandort gestärkt sowie gleichzeitig für Fachkräfte aus dem In- und Ausland populär gemacht werden.

Ähnlich lautete der Tenor der Präsentation von Herrn Prof. Dr. Michael Behr, Abteilungsleiter „Arbeit und Qualifizierung“ im TMASGFF, welcher die Ergebnisse der im Mai 2023 erschienenen Fachkräftestudie „Herausforderungen und Chancen im demografischen Wandel – Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsentwicklung in Thüringen – Projektion bis 2035“ vorstellte.

Im Anschluss gab der Geschäftsführer des Zentrums Digitale Transformation Thüringen (ZeTT), Herr Dr. Thomas Engel, Einblicke in die Arbeit der Einrichtung seit 2020. Das ZeTT, ein von den Bundes- und Landesministerien für Arbeit und Soziales, BMAS und TMASGFF, geförderter Zusammenschluss von fünf Partnern aus Wissenschaft und Beratung, analysiert den Wandel der Arbeit aufgrund der digitalen und ökologischen Transformation. Es berät und qualifiziert Unternehmen sowie Beschäftigte. Herr Dr. Engel stellte heraus, dass es eine große Bandbreite bei der Nachfrage nach Digitalisierungs-Themen gibt, welche sich größtenteils um die Bereiche Technik, Mensch und Organisation dreht. In seinem Vortrag beleuchtete er aus Unternehmens- und Beschäftigtenperspektive das Für und Wider des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sowie die Vor- und Nachteile mobiler Arbeit für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften.

Nach einer kurzen Kaffeepause berichteten Vertreter:innen verschiedener Unternehmen der optischen Industrie im Rahmen einer offenen Gesprächsrunde aus der Praxis, konkret zur Rolle der Digitalisierung und deren Bedeutung für eine effiziente Aufgabenerfüllung. Dazu beschrieben Frau Sandra Jobst (Asclepion Laser Technologies GmbH), Herr Alexander Ancsin (Layertec GmbH), Herr Jan Schubach (POG Präzisionsoptik Gera GmbH) sowie Herr Marc Baumbach (LASOS Lasertechnik GmbH) ihre Erfahrungen und kamen sowohl untereinander als auch mit den Teilnehmenden im Publikum ins Gespräch.

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten drei sogenannte World Cafés – dabei konnten die Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und bestimmte Fragestellungen in Kleingruppen intensiv diskutieren. Diese Form des Austauschs wurde von den Anwesenden rege genutzt. Zur Auswahl standen Thementische zu den Themen „E-Learning für Unternehmen“ unter der Leitung von Felix Wunderlich (ZeTT/Ernst-Abbe-Hochschule Jena) sowie „Künstliche Intelligenz und Mitbestimmung“ – moderiert von Lucas Walther (ZeTT/Ernst-Abbe-Hochschule Jena) und Jan Tampe (ZeTT/Arbeit und Leben Thüringen e. V.). An einem dritten Thementisch unter der Leitung von Holger Adam (ZeTT/Arbeit und Leben in Thüringen e. V.) und Nam Nguyen (ZeTT/IHK Erfurt) wurde das Thema „Veränderungsmanagement für die digitale Transformation“ diskutiert.

Herr Dr. Zucht dankte zum Ende der Konferenz allen Anwesenden für Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema und ihre rege Beteiligung. Denn letztendlich tragen wir alle Verantwortung für die Bewältigung der mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen. Thüringen hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es in der Lage ist, sich großen Aufgaben zu stellen und positive Veränderungen herbeizuführen – nicht zuletzt die Digitalisierung kann uns dabei in großem Maße unterstützen. Diese Chancen sollten wir nutzen, um unsere Wirtschaft anzukurbeln und neue Perspektiven für unsere Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Denn wie sagte seinerseits Henry Ford: „Wenn alle zusammen nach vorne schauen, kommt der Erfolg von selbst.”

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